Der 7. Mai 2001 war ein Montag. Die neue Woche startete bei nasskaltem
Wetter, das Thermometer sank auf etwa 6°C, es war trübe und ungemütlich.
Schulkinder
wie Peggy mussten zur Schule, Ulvi K.s Eltern nutzten den Ruhetag in
der Schlossklause, um sauber zu machen, Peggys Eltern gingen arbeiten.
Ulvi K. selbst war daran gewöhnt, lange zu schlafen, er wurde erst gegen
12.30 Uhr von seiner Mutter geweckt. Aber noch Jemand hatte frei:
Manuel S. Er feierte an diesem Tag seinen 24. Geburtstag und hatte
Urlaub genommen für einige Erledigungen und um nachmittags mit Familie
und Verwandten Kaffee zu trinken.
Vormerkung: alle folgenden
Zeitangaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen Zeitungsartikeln und
Pressekonferenzen entnommen. Schwankungen sind durchweg möglich,
teilweise sogar erheblich. Zeugenaussagen können falsch sein oder in
Details abweichen. Der hier vorgestellte Tagesablauf ist der, der sich
aus den öffentlich verfügbaren Informationen herauskristallisiert.
Elsa
K. hatte in der Schlossklause Mittagessen zubereitet und weckte ihren
Sohn gegen Mittag, damit er von der Kirchgasse zum Essen hoch kam, bevor
er um 13.00 Uhr bei einem Bekannten zum Holzschlichten erscheinen
sollte. Ungefähr gegen 12.30 Uhr hatte sich Manuel S. zu Fuss am oberen
Marktplatz aufgehalten, um mit einer Anwohnerin dort über die
Verpachtung eines Grundstücks zu reden. Er will Ulvi K. auf dessen Weg
nach oben gesehen haben.
Manuels Mutter fuhr kurz vor
13.00 Uhr nach Bad Steben, um dort Kerzen zu besorgen. Bei dieser
Gelegenheit sah sie Ulvi K. auf einer Bank am Henri-Marteau-Platz
sitzen, gegenüber der Zufahrt zum Marktplatz. Er sass auch noch dort,
als sie kurz nach 13.00 Uhr wieder zurück kam.
Ulvi K. bestätigte
diesen Aufenthalt dort und gab an, auf Peggy gewartet zu haben. Er
wollte sich für den Übergriff 4 Tage zuvor entschuldigen. Der Sitzplatz
ist strategisch gewählt: Ulvi K. konnte so zum einen sehen, wer den
Marktplatz hinunter kam aber auch die Strasse einsehen, aus der Peggy zu
erwarten war.
Peggy war zu dieser Zeit (gegen 13.10 - 13.15 Uhr) auf
dem Weg nach Hause. Sie hatte sich verspätet, weil sie mit einer
Freundin noch den Tafeldienst übernommen hatte. Auf ihrem Weg an der
Friedhofsmauer entlang und damit geradewegs auf den Henri-Marteau-Platz
zu wurde Peggy von der Zeugin Birgit R. noch gesehen, die auf der
anderen Straßenseite schräg hinter Peggy lief und das Mädchen noch im
Bereich des Henri-Marteau-Platzes sah, wie sie rechts in den Marktplatz
einbog. Die Zeugin hatte sich selbst auf den Verkehr konzentrieren
müssen, als sie an der unübersichtlichen Kurve die Strasse überqueren
musste. Ulvi K. oder Manuel S. waren ihr nicht aufgefallen.
Es muss
ziemlich zeitgleich gewesen sein, als die Zeugin Helen C., die Peggy von
der Schule her kannte, das Mädchen aus dem Schulbus heraus an etwa der
gleichen Stelle sah.
Was die nächsten 45min passierte ist ein Rätsel.
Peggy
kam nie zuhause an. Dort, wo ihre Mutter Essen bereitgestellt hatte und
wo sie ihre Schulklamotten wechseln sollt, wo ihre Spielsachen waren.
Gegen
14.00 Uhr, mit einer einstündigen Verspätung, tauchte Ulvi K. bei dem
Bekannten auf und half ihm wie vereinbart. Ein Blutfleck, der seit
diesem Einsatz die Arbeitsjacke verschmutzte, resultierte seiner Mutter
zufolge aus einer Verletzung des Nachbarn. Ihr Sohn erklärte hingegen,
er selbst habe sich am Finger verletzt.
Das Auto von Ulvi K.s Eltern parkte entgegen ihren polizeilichen Aussagen oben an der Schlossklause (siehe Zitat).
Mit
Spannung wurden gestern auch offizielle Mitteilungen darüber erwartet,
was nach dem Mord mit Peggys Leiche geschehen ist. Ulvi K. soll seinen
Vater, den 56-jährigen Gastwirt Erdal K., beschuldigt haben, die Leiche
in seinem Auto wegtransportiert zu haben. "Er hat aber keinerlei Angaben
über den Ablageort gemacht", sagte Polizei-Einsatzleiter Osel. "Der
Vater räumt das nicht ein", fügte Leitender Oberstaatsanwalt Tschanett
hinzu. Er habe allerdings für die Zeit der möglichen Leichenbeseitigung
kein gesichertes Alibi. Der Gastwirt habe sich zudem in unmittelbarer
Nähe des Tatorts befunden und sein Wagen, ein anthrazitfarbener
Opel-Astra-Kombi sei - entgegen den Aussagen aus der Familie - dort
geparkt gewesen. "Wir haben keine Beweise, aber Indizien, dass uns aus
der Familie, speziell vom Vater, nicht die ganze Wahrheit gesagt wurde."
Frankenpost, "Elf weitere Kinder aus Lichtenberg sexuell missbraucht", 23.10.2002
Um 15.07 Uhr hält sich Manuel S. im Vorraum der örtlichen Sparkasse auf. Über seinen Aufenthalt ab 13.00 ist nichts bekannt.
Gegen
17.00 Uhr gingen bei der Polizeistation in Naila 2 Notrufe ein. Sie
können Florian L. zugeordnet, der die Anrufe mit einem Scherz erklärte.
Florian L. war damals gerade einmal 7 Jahre alt und erzählte in mehreren
Aussagen widersprüchliche Dinge. Er will den Mord an Peggy gesehen
haben aber auch den Ablageplatz. Ausserdem will er an dem besagten
Nachmittag noch lange mit Peggy gespielt haben. Keine seiner Aussagen
kann nachgewiesen werden.
Kurze Zeit später trampte Ulvi K. ins
8km entfernte Naila. Mitgenommen wurde er von Herbert H., dem damaligen
Bürgermeister von Lichtenberg. Dort wechselt er mehrmals zwischen 2
Gaststätten. Sein Vater, der erstmals am Abend losfuhr, um seinen Sohn
zu suchen, konnte ihn nicht finden. Als Begründung für diese Suche gab
er an, das Ulvi K. sich zu viel Geld eingesteckt hatte.
Um
seine Rolle an diesem Tag. Nach den Erzählungen seiner Frau war er den
ganzen Tag bei ihr gewesen. Nur eine halbe Stunde fehlt. Denn von 19 bis
19.30 Uhr hatte sie ihn losgeschickt, den ausgegangenen Sohn zu suchen.
Denn sie hatte bemerkt, dass er zu viel Geld dabei hatte. „60 Mark, das
war für einen Abend zu viel. Ich dachte, damit spielt er wieder an
Automaten. Und so dick haben wir es ja auch nicht.“ Also sollte der Mann
das Geld sicherstellen. Doch er fand den Sohn nicht. Nach einer halben
Stunde Suche soll er heimgekommen sein.
Nürnberger Zeitung, "Mutter des Angeklagten widerspricht sich". 15.1.2004
Peggys
Mutter kam um 20.00 Uhr von ihrer Schicht im Altersheim zurück und
stellte fest, dass Peggy weder zuhause noch bei den Nachbarn war, zu
denen Peggy immer gehen konnte.
Nach erfolgloser eigener Suche und
mehrere Anrufe bei Freundinnen von Peggy und bei Bekannten stellte sie
um 21.55 Uhr eine Vermisstenanzeige.
Genau zu dieser Zeit traf
Ulvi K. wieder in Lichtenberg ein und kehrt laut Angabe seiner Betreuerin noch im Gasthaus Zwick ein. Wer ihn aus Naila mitgenommen hatte
und was er die letzten 2 Stunden getan hatte, bleibt ungeklärt.
Das "Zwick" liegt direkt neben dem "Blauen Haus", Peggys Zuhause. Dort, wo am 7. Mai 2001 die Hölle begann. Diese Hölle dauert noch immer an.
Wer hat Erinnerungen an den 7.5.2001?
Wer hat einen der Protagonisten gesehen?
Kann Jemand die Verletzung des Nachbarn bzw. eine solche von Ulvi K. bezeugen?
Wurde Erdal K. gesehen, als er seinen Sohn suchte?
Wer war noch im Gasthaus Zwick an diesem Abend?
Wie verbrachte Manuel S. den Nachmittag und Abend seines Geburtstages?
Wie konnte Ulvi K. von Naila nach Lichtenberg kommen?
Hat Jemand Fotos oder Filmaufnahmen in und rund um Lichtenberg von diesem Tag?