Freitag, 7. Mai 2021

Heute vor 20 Jahren - der 7. Mai 2001

Der 7. Mai 2001 war ein Montag. Die neue Woche startete bei nasskaltem Wetter, das Thermometer sank auf etwa 6°C, es war trübe und ungemütlich.
Schulkinder wie Peggy mussten zur Schule, Ulvi K.s Eltern nutzten den Ruhetag in der Schlossklause, um sauber zu machen, Peggys Eltern gingen arbeiten. Ulvi K. selbst war daran gewöhnt, lange zu schlafen, er wurde erst gegen 12.30 Uhr von seiner Mutter geweckt. Aber noch Jemand hatte frei: Manuel S. Er feierte an diesem Tag seinen 24. Geburtstag und hatte Urlaub genommen für einige Erledigungen und um nachmittags mit Familie und Verwandten Kaffee zu trinken.


Vormerkung: alle folgenden Zeitangaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen Zeitungsartikeln und Pressekonferenzen entnommen. Schwankungen sind durchweg möglich, teilweise sogar erheblich. Zeugenaussagen können falsch sein oder in Details abweichen. Der hier vorgestellte Tagesablauf ist der, der sich aus den öffentlich verfügbaren Informationen herauskristallisiert.




Elsa K. hatte in der Schlossklause Mittagessen zubereitet und weckte ihren Sohn gegen Mittag, damit er von der Kirchgasse zum Essen hoch kam, bevor er um 13.00 Uhr bei einem Bekannten zum Holzschlichten erscheinen sollte. Ungefähr gegen 12.30 Uhr hatte sich Manuel S. zu Fuss am oberen Marktplatz aufgehalten, um mit einer Anwohnerin dort über die Verpachtung eines Grundstücks zu reden. Er will Ulvi K. auf dessen Weg nach oben gesehen haben.



Manuels Mutter fuhr kurz vor 13.00 Uhr nach Bad Steben, um dort Kerzen zu besorgen. Bei dieser Gelegenheit sah sie Ulvi K. auf einer Bank am Henri-Marteau-Platz sitzen, gegenüber der Zufahrt zum Marktplatz. Er sass auch noch dort, als sie kurz nach 13.00 Uhr wieder zurück kam.
Ulvi K. bestätigte diesen Aufenthalt dort und gab an, auf Peggy gewartet zu haben. Er wollte sich für den Übergriff 4 Tage zuvor entschuldigen. Der Sitzplatz ist strategisch gewählt: Ulvi K. konnte so zum einen sehen, wer den Marktplatz hinunter kam aber auch die Strasse einsehen, aus der Peggy zu erwarten war.
Peggy war zu dieser Zeit (gegen 13.10 - 13.15 Uhr) auf dem Weg nach Hause. Sie hatte sich verspätet, weil sie mit einer Freundin noch den Tafeldienst übernommen hatte. Auf ihrem Weg an der Friedhofsmauer entlang und damit geradewegs auf den Henri-Marteau-Platz zu wurde Peggy von der Zeugin Birgit R. noch gesehen, die auf der anderen Straßenseite schräg hinter Peggy lief und das Mädchen noch im Bereich des Henri-Marteau-Platzes sah, wie sie rechts in den Marktplatz einbog. Die Zeugin hatte sich selbst auf den Verkehr konzentrieren müssen, als sie an der unübersichtlichen Kurve die Strasse überqueren musste. Ulvi K. oder Manuel S. waren ihr nicht aufgefallen.
Es muss ziemlich zeitgleich gewesen sein, als die Zeugin Helen C., die Peggy von der Schule her kannte, das Mädchen aus dem Schulbus heraus an etwa der gleichen Stelle sah.

Was die nächsten 45min passierte ist ein Rätsel.

Peggy kam nie zuhause an. Dort, wo ihre Mutter Essen bereitgestellt hatte und wo sie ihre Schulklamotten wechseln sollt, wo ihre Spielsachen waren.

Gegen 14.00 Uhr, mit einer einstündigen Verspätung, tauchte Ulvi K. bei dem Bekannten auf und half ihm wie vereinbart. Ein Blutfleck, der seit diesem Einsatz die Arbeitsjacke verschmutzte, resultierte seiner Mutter zufolge aus einer Verletzung des Nachbarn. Ihr Sohn erklärte hingegen, er selbst habe sich am Finger verletzt.

Das Auto von Ulvi K.s Eltern parkte entgegen ihren polizeilichen Aussagen oben an der Schlossklause (siehe Zitat).


Mit Spannung wurden gestern auch offizielle Mitteilungen darüber erwartet, was nach dem Mord mit Peggys Leiche geschehen ist. Ulvi K. soll seinen Vater, den 56-jährigen Gastwirt Erdal K., beschuldigt haben, die Leiche in seinem Auto wegtransportiert zu haben. "Er hat aber keinerlei Angaben über den Ablageort gemacht", sagte Polizei-Einsatzleiter Osel. "Der Vater räumt das nicht ein", fügte Leitender Oberstaatsanwalt Tschanett hinzu. Er habe allerdings für die Zeit der möglichen Leichenbeseitigung kein gesichertes Alibi. Der Gastwirt habe sich zudem in unmittelbarer Nähe des Tatorts befunden und sein Wagen, ein anthrazitfarbener Opel-Astra-Kombi sei - entgegen den Aussagen aus der Familie - dort geparkt gewesen. "Wir haben keine Beweise, aber Indizien, dass uns aus der Familie, speziell vom Vater, nicht die ganze Wahrheit gesagt wurde."

Frankenpost, "Elf weitere Kinder aus Lichtenberg sexuell missbraucht", 23.10.2002



Um 15.07 Uhr hält sich Manuel S. im Vorraum der örtlichen Sparkasse auf. Über seinen Aufenthalt ab 13.00 ist nichts bekannt.

Gegen 17.00 Uhr gingen bei der Polizeistation in Naila 2 Notrufe ein. Sie können Florian L. zugeordnet, der die Anrufe mit einem Scherz erklärte. Florian L. war damals gerade einmal 7 Jahre alt und erzählte in mehreren Aussagen widersprüchliche Dinge. Er will den Mord an Peggy gesehen haben aber auch den Ablageplatz. Ausserdem will er an dem besagten Nachmittag noch lange mit Peggy gespielt haben. Keine seiner Aussagen kann nachgewiesen werden.

Kurze Zeit später trampte Ulvi K. ins 8km entfernte Naila. Mitgenommen wurde er von Herbert H., dem damaligen Bürgermeister von Lichtenberg. Dort wechselt er mehrmals zwischen 2 Gaststätten. Sein Vater, der erstmals am Abend losfuhr, um seinen Sohn zu suchen, konnte ihn nicht finden. Als Begründung für diese Suche gab er an, das Ulvi K. sich zu viel Geld eingesteckt hatte.


Um seine Rolle an diesem Tag. Nach den Erzählungen seiner Frau war er den ganzen Tag bei ihr gewesen. Nur eine halbe Stunde fehlt. Denn von 19 bis 19.30 Uhr hatte sie ihn losgeschickt, den ausgegangenen Sohn zu suchen. Denn sie hatte bemerkt, dass er zu viel Geld dabei hatte. „60 Mark, das war für einen Abend zu viel. Ich dachte, damit spielt er wieder an Automaten. Und so dick haben wir es ja auch nicht.“ Also sollte der Mann das Geld sicherstellen. Doch er fand den Sohn nicht. Nach einer halben Stunde Suche soll er heimgekommen sein.

Nürnberger Zeitung, "Mutter des Angeklagten widerspricht sich". 15.1.2004


Peggys Mutter kam um 20.00 Uhr von ihrer Schicht im Altersheim zurück und stellte fest, dass Peggy weder zuhause noch bei den Nachbarn war, zu denen Peggy immer gehen konnte.
Nach erfolgloser eigener Suche und mehrere Anrufe bei Freundinnen von Peggy und bei Bekannten stellte sie um 21.55 Uhr eine Vermisstenanzeige.

Genau zu dieser Zeit traf Ulvi K. wieder in Lichtenberg ein und kehrt laut Angabe seiner Betreuerin noch im Gasthaus Zwick ein. Wer ihn aus Naila mitgenommen hatte und was er die letzten 2 Stunden getan hatte, bleibt ungeklärt.

 
BR online, abgerufen am 19.2.2019


Das "Zwick" liegt direkt neben dem "Blauen Haus", Peggys Zuhause. Dort, wo am 7. Mai 2001 die Hölle begann. Diese Hölle dauert noch immer an.


Wer hat Erinnerungen an den 7.5.2001?
Wer hat einen der Protagonisten gesehen?
Kann Jemand die Verletzung des Nachbarn bzw. eine solche von Ulvi K. bezeugen?
Wurde Erdal K. gesehen, als er seinen Sohn suchte?
Wer war noch im Gasthaus Zwick an diesem Abend?
Wie verbrachte Manuel S. den Nachmittag und Abend seines Geburtstages?
Wie konnte Ulvi K. von Naila nach Lichtenberg kommen?
Hat Jemand Fotos oder Filmaufnahmen in und rund um Lichtenberg von diesem Tag?



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